Fass Ardbeg Whisky von 1975 für 16 Millionen Pfund verkauft

Petra Milde |

Die private Sammlerin aus Asien lässt den Whisky über fünf Jahre hinweg abfüllen

 

Es ist ein einzigartiges Fass, das für 16 Millionen Pfund (etwa 18,9 Millionen Euro) in den Besitz einer privaten Sammlerin in Asien überging: Nie gab es eine ältere Ardbeg-Abfüllung und nie erzielte ein Fass Single Malt bei einer Auktion einen höheren Preis. Der Whisky für dieses Cask No 3 wurde am 25. November 1975 destilliert, in einem Jahrzehnt, in dem die Produktionsmengen gering waren und auf das viele Jahre Stillstand und Schließungen folgten.

Auf einen exklusiven Vorbericht in der Financial Times am 8. Juli folgte heute die Veröffentlichung einer offiziellen Pressemitteilung durch Moet Hennessy zu dem aufsehenerregenden Deal. Der ist so außergewöhnlich wie der Whisky selbst: Das Fass verbleibt über die nächsten fünf Jahre hinweg „an einem sicheren Ort auf Islay“ und die Reifung des Whiskys wird von Dr. Bill Lumsden überwacht. Jedes Jahr werden 88 Flaschen daraus für die neue Besitzerin abgefüllt, die anschließend über eine einzigartige vertikale Sammlung an 46, 47, 48, 49 und 50 Jahre altem Ardbeg Whisky verfügt.

Eine einzigartige Vermählung zweier ehrwürdiger Fässer

1975 hat Ardbeg das Getreide noch selbst gemälzt; der Whisky des heutigen Fasses No 3 reifte ursprünglich getrennt in einem Bourbon- und einem Oloroso-Sherryfass heran. Die beiden Fässer wurden dann nach 38 Jahren am 31. März 2014 vermählt und in ein Refill Oloroso-Sherryfass gelegt.

Zum Aroma des Whiskys meint Dr. Lumsden: „Cask No. 3 ist eine außergewöhnliche Kostprobe der Ardbeg-Vergangenheit. Seine Aromen sind nussig, herbal und rauchig, während Geschmacksnoten von Teer, Espresso und Minze eine erstaunliche Finesse für einen Whisky dieses Alters mitbringen. Nur eine sehr geringe Zahl von Fässern existieren aus dieser Zeit, was dieses Fass so einmalig macht. Und der Gewinn an komplexen Aromen beweist das außergewöhnliche Know-How des Ardbeg-Teams, das sich über Jahrzehnte um Cask No. 3 kümmerte. Ich bin gespannt, wie es sich in den kommenden fünf Jahren entwickeln wird.“

Whisky als Wertanlage

Dass der Erstbericht über diesen Verkauf zunächst in der Financial Times erfolgte, ist sicher kein Zufall: Der monetäre Verkaufswert des Fasses steht heutzutage mehr im Fokus der Finanzwelt denn je. Die Pressemitteilung zitiert Andrew Shirley, Herausgeber des renommierten Knight Frank Wealth Report: „In den letzten zehn Jahren ist seltener Whisky die Anlageklasse mit der höchsten Wertentwicklung in unserem Luxury Investment Index gewesen. Unser Index mit Auktionsergebnissen rarer Flaschen verzeichnete in den letzten 10 Jahren einen Wertzuwachs von 428 Prozent, allein im vergangenen Jahr 9 Prozent. Diese Rekordsumme für ein verkauftes Fass hat eine sehr interessante neue Höchstmarke gesetzt, auch wenn der äquivalente Preis für eine Flasche – 36.000 Pfund (ca. 42.500€) mit Auktionsergebnissen von seltenen Flaschen gut vergleichbar ist.“

Nichtsdestotrotz lässt es sich Moet Hennessy nicht nehmen, die Pressemitteilung mit offiziellen Tastingnotes zu versehen. Glücklich, wer sie mit seinen persönlichen Notes zu diesem Ardbeg Whisky vergleichen kann. Alle anderen schauen sich vielleicht nach einer etwas greifbareren Ardbeg-Alternative um.

Tastingnotes für das Ardbeg Cask No 3 von 1975

Farbe: Tiefer Bronzeton

An der Nase: Paranüsse in Toffee, gefolgt von Leinöl, einem Hauch blühender Johannisbeeren, süßer, aromatischer Torfrauch mit einer Spur Tabak. Ein Spritzer Wasser öffnet weitere Komplexität mit zarter Limette und Fenchel.

Am Gaumen: Komplex, reichhaltig und überraschend elegant. Minze mit einer Spur Lapsang Souchong Tee, etwas Keks und Teer. Espresso köchelt neben salzigem Karamell-Toffee.

Nachhall: Eine üppige Verbindung von Teer, rauchigen Noten und Eichenholz

 

Bilder: Moet Hennessy

Petra Milde ist selbständige Autorin von Büchern und Fachartikeln im Spirituosen- und Foodbereich. Das Redaktionsteam von Whisky.de unterstützt sie seit 2015 und gestaltet hier im Newsbereich informative und unterhaltsame Beiträge.

Neben ihrer schreibenden Tätigkeit moderiert sie Tastings und ist auf Spirituosenmessen sowohl beratend hinter den Ständen als auch davor auf der Suche nach neuen Produkten und interessanten Gesprächspartnern zu finden.

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