Whisky Fälschungen

Leider ist besonders in alten Sammelflaschen oftmals nicht das drin, was außen darauf steht. Den berühmtesten Fall von Fälschungen gab es mit Flaschen der Brennerei Macallan. Wir beleuchten die Hintergründe und berichten von unseren Erfahrungen mit Whisky-Fälschungen.

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Wie viel sind alte Sammlerflaschen wert? Das kommt ganz darauf an, wie viel man dafür bezahlen möchte. Schließlich handelt es sich auch beim Whisky um Handwerkskunst und häufig sind rare Abfüllungen Einzelstücke. Für einen Van Gogh zahlt man schon mal 40 Millionen. Whiskyflaschen sind nur in Ausnahmefällen vergleichsweise so hochpreisig: Die Flasche, die für den höchsten bekannten Wert versteigert wurde ist der 49-jährige Dalmore L'Anima, der im April 2019 für £108.900 (123.500 €) den Besitzer wechselte.

Versteigerungen sind in vielerlei Hinsicht eine Win-Win-Situation. Es werden Whiskys oder auch andere Produkte teuer versteigert, die Presse berichtet groß über die Auktion und den hohen Preis, wovon 15% noch an den Auktionator gehen - und bei einem Erlös von 50.000 € ist das eine günstige Art und Weise Werbung zu machen, denn durch die Presse ist man dadurch in aller Munde. Am Ende ist es auch ein gutes Geschäft, weil eine globale Werbekampagne deutlich mehr kostet.

Wenn die Produkte aus einer Abfüllung oder Brennerei rar werden, gehen die Preise in die Höhe. Und das schöne - oder vielleicht auch das knifflige - am Whisky-Sammeln ist: Die Sammlerstücke auf dem Markt werden immer weniger. Denn es wird immer einen Sammler geben, der seiner Sammlung hin und wieder eine Flasche zum Genuss entnimmt.Sie haben nun also eine tolle Flasche ersteigert und in Ihre Sammlung aufgenommen. Doch wer sagt Ihnen, dass der Whisky in der Flasche, die Sie teuer ersteigert haben, echt ist? Leider sind schon viele Whisky-Liebhaber und -Sammler Opfer von Fälschern geworden.

Bekannter Fall mit Fälschungen: Macallan

Auch wir sind damals in das Umfeld einer solchen Fälschung geraten. Damals noch im 'The Whisky Store'. Wir boten zu der Zeit eine alte (und echte) Gordon & MacPhail Flasche von 1946 für rund 500€ an. Ein sogenannter 'Spezialist' behauptete damals unser Preis wäre viel zu hoch, er könne einen ganzen 6-er Karton für 250 € pro Stück besorgen. In Italien gäbe es Riesenbestände der Abfüllungen. In Wahrheit handelte es sich bei den Flaschen jedoch um Fälschungen. Auf diese Fälschungen ist aber sogar eine große Firma reingefallen: Macallan selbst.

Die Brennerei kaufte um den Zeitraum 2000-2002 die sogenannte 'Antique Whisky Collection' an. Wie sich im Nachhinein herausstellte, hatte Macallan über eBay die alten Flaschen aus Italien gekauft, in Original Macallan-Flaschen mit Labeln umgefüllt und damit die Antique Collection auf den Markt gebracht. Bis die Antique Collection in den Verkauf ging, dauerte es allerdings noch eine Weile und während die Flaschen noch in der Bearbeitung waren, verbreitete sich bereits das Fälschungsgerücht.

Macallan veranlasste daraufhin eine Untersuchung der vermeintlichen Fälschungen. Doch solch eine Untersuchung ist gar nicht so einfach. Wie testet man die Echtheit von Whisky-Abfüllungen? Die Flaschen, die aus den Jahrgängen 1936-1945 stammten, wurden auf eine ganz besondere Art und Weise auf ihre Echtheit getestet.

1945 fielen die ersten Atombomben in Hiroshima und in Nagasaki. Danach befanden sich künstliche radioaktive Zerfallsprodukte in der Atmosphäre. In der darauf folgenden Zeit von 1945 bis 1965 fanden überall auf der Welt Tests mit Atombomben statt: russische Atombomben in Sibirien, französische in der algerischen Wüste, amerikanische in der Südsee, und so weiter. Dadurch kam es zu hoher Strahlung auf der Welt, die sich heute noch überall in der Umwelt in geringen Mengen messen lässt - auch in der Gerste beziehungsweise dem Whisky, der nach 1945 produziert wurde. Mit den Tests wurden in elf der Macallan Flaschen radioaktive Zerfallsisotope gefunden, die somit als Fälschungen enttarnt wurden. Macallan räumte diesen Fehler ein und stellte den Verkauf der Serie ein.

Fälschungen heute

Gibt es heute keine Fälschungen mehr auf dem Markt? Doch, die gibt es wohl! Wir bekamen ganz am Anfang unserer Arbeit im 'The Whisky Store' eine Flasche Talisker 1957 mit dem Rest von einem Tasting zur Verfügung gestellt. Horst Lüning selbst verkaufte diese in seinem jugendlichen Leichtsinn leer auf eBay und verdiente damit immerhin 15 DM. Ein anderer Fall ereignete sich in der Facebook-Gruppe 'Treffpunkt feiner Geister'. Ein User hatte eine seltene Flasche Ardbeg, leerte sie und verkaufte sie leer für 50 €. Und genau die selbe Flasche, die anhand der Einzelnummerierung identifiziert werden konnte, wurde einige Jahre später auf eBay wieder befüllt angeboten! Da es sich hierbei um eine eindeutige Fälschung handelte, prasselte ein Shitstorm auf den Verkäufer ein.

Wo Sammler sind, ist auch viel Gier. Wie man an dem Beispiel von Macallan sehen kann, fallen auch die Profis mal auf Fälschungen herein. Und solange die Flaschen geschlossen bleiben, fliegt der Schwindel ja auch nicht auf und niemand ist sauer. Der Gedanke bei den Fälschern lautet wohl 'Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß'.

Man kann nie wissen, wie viele gebrauchte Fälschungen auf dem Markt kursieren. Denn Fälscher sind raffiniert. Es wurde einmal ein Betrüger erwischt, der eine Weinkapsel oben auf die Whiskyflasche montiert hatte, sodass diese original verschlossen aussah. Das ist kein Hexenwerk: Die Kapseln sind aus Kunststoff, der erhitzt und über den Verschluss der Whiskyflasche geschrumpft werden kann. Dummerweise war im Relief oben auf dem Korken noch eindeutig eine Weinrebe zu erkennen. Da diese Kapseln leicht zu fälschen sind, sind mittlerweile die Macallan Kapseln sehr aufwändig beschriftet. Die neueren Flaschen haben sogar an der Seite der Kapsel am Übergang zum Glas ein Hologramm aufgeklebt, um eine Fälschung noch schwieriger zu machen.

Und die Moral von der Geschicht ...

Aus diesem Grund hat Whisky.de noch nie Sammlungen angekauft. Der Handel mit Einzelflaschen ist, aufgrund der Gewinnmargen, die im Lebensmitteleinzelhandel üblich sind, nichts für einen Versandhandel wie uns. Es gibt aber auch Händler, die auf Einzelflaschen spezialisiert sind. Bei der Versteigerung ginge Ihnen allerdings 15-25 % des Erlöses verloren, denn der Versteigerer hat viel zu tun bevor eine Flasche an den Mann gebracht wird: Foto machen, Katalog bestücken, sowie Versteigerung und Versand.

Eine Anmerkung zu Auktionshäusern: Auch bei den renommierten gibt es Kleingedrucktes und die Häuser übernehmen keine Garantie dafür, dass das ersteigerte Stück auch echt ist - egal ob es sich um ein Gemälde oder einen Whisky handelt. Je dichter die vermeintlich originale Abfüllung jedoch am offiziellen Verkaufstermin liegt, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie echt ist. Hier kommen die sogenannten Arbitrage-Jäger zum Einsatz, die Sammlerflaschen sofort weiterverkaufen - 10 Jahre nach Launch ist die Echtheit eher zweifelhaft.

Am Ende sollte doch jeder Whisky genossen werden und nicht in einem Regal verstauben. Horst Lünings Tipp: Ab dem 50./60. Lebensjahr anfangen Ihre Bestände zu reduzieren und die besten Tropfen aus der Sammlung selbst zu genießen.

Nebenbei: Die Flaschen im Video sind übrigens Ausstellungs-Fakes.