Mit Whisky Geld verdienen

Wird Whisky teurer?

Die Diskussionen bei uns im The Whisky Forum und auf Facebook erreichten in den vergangenen Wochen eine bislang kaum gekannte, hektische Betriebsamkeit. Über Allem stand die Frage, ob sich Whisky durch die mögliche, schottische Unabhängigkeit verteuern würde. Die Diskussion gipfelte in einer Handvoll Interviewanfragen der Medien (FAZ, SWR, ...). Die Beiträge gingen der Frage nach, ob ein unabhängiges Schottland wirtschaftlich schlechter gestellt wäre und damit Whisky teurer für uns würde.

Auch wenn im schottischen Referendum die Unionisten knapp gewonnen haben, so steht bis 2017 ein weiteres Referendum in Großbritannien an. In dieser angekündigten Abstimmung geht es um die Frage, ob Großbritannien in der EU verbleibt oder in Zukunft eigene Wege sucht. Auch hier wird das Ergebnis sehr knapp ausfallen. Bester Beweis ist das außergewöhnlich gute Abschneiden der United Kingdom Independent Party (UKIP) zur Europawahl 2014. Sie erreichte mit 28% der Wählerstimmen das beste Wahlergebnis noch vor den zweitplatzierten Konservativen mit 24%.

Deshalb stellt sich die Frage nach einem eventuellen Preisanstieg des Whiskys nach einem Ausscheiden Großbritanniens aus der EU für die Genießer erneut. Nicht nur wir stellen uns diese Frage. Auch unsere Kunden tun das. Wir haben noch nie in einem September so große, umfangreiche Bestellungen gesehen, wie in diesem Jahr. Der Weihnachtsboom fand für uns sozusagen bereits im September statt. Es könnte allerdings sein, dass es noch einen weiteren Grund für die Rekordabsätze gibt. Dazu später mehr.

Wenn wir uns die Gestehung der Whiskypreise und die Exportstatistiken der Scotch Whisky Association (SWA) ansehen, dann fallen zwei Dinge auf. Die Herstellungskosten von Whisky werden maßgeblich aus drei Faktoren bestimmt: Dem Getreidepreis, dem Preis für Energie und den Arbeitskosten. Der Getreidepreis ist seit seinem Zwischenhoch in den vergangenen drei Jahren wieder auf Talfahrt. Gerste erzielt zwar einen um ca. 50 EUR/t höheren Verkaufspreis als Weizen, doch pro Tonne werden derzeit nur noch 180 bis 190 Euro bezahlt. Bei einer Destillationsausbeute von mehr als 400 Litern reinen Alkohols pro Tonne Getreide ist leicht erkennbar, dass die Kosten des Getreides für eine Flasche Single Malt Whisky (0,7 Liter 40%) bei nur 13ct liegen. Auch die Energiekosten befinden sich im Sinkflug. Die Hauptenergiequellen für die Destillation sind Erdöl und Erdgas. Erdöl hat seine Höchststände von über 100 US$/Barrel wieder deutlich unterschritten und der Gaspreis hat sich auf dem Weltmarkt durch die größere Zahl an anbietenden Ländern etwa gedrittelt. Bitte vergleichen Sie diese Preise jedoch nicht mit den Preisen, die Sie privat für Benzin, Diesel, Heizöl oder Erdgas bezahlen. Wie bei allen Endverbraucherpreisen gibt es zahlreiche Beteiligte und den Staat, die tüchtig auf die Gestehungskosten draufsatteln. Das ist beim Whisky nicht anders.

Eine Vollkostenrechnung auf Blended und Single Malt Whisky mit der Berücksichtigung von Getreide, Energie, Arbeit, Gebäude, Abschreibungen, Versicherungen, Kapitalkosten, Abfüllung, Glasflasche, Verschluss, Label, Umverpackung, usw. führt zu Gestehungskosten ab Abfüllanlage von 2 bis 6 Euro pro Flasche Whisky. Wo bleibt der Rest bis zu unseren Verkaufspreisen von typisch 30 bis 100 Euro? Einmal verlangt der Staat rund 20% vom Verkaufspreis. Je billiger der Whisky, um so höher der relative Staatsanteil. An der typischen 6,99 EUR Discountflasche kassiert der Staat 68% für Mehrwert- und Alkoholsteuer.

Dagegen bleiben die Verdienstspannen der Handelsunternehmen, wie überall im Lebensmittelbereich, vergleichsweise gering. Die vielen Verkaufsstellen sorgen für einen florierenden Wettbewerb durch die Vergleichbarkeit der Ware. Ein Macallan Amber oder Lagavulin 16 Jahre sind fast überall erhältlich. Das lässt die Gewinnspannen der Einzelhändler nicht in den Himmel wachsen.

Wenn wir nun erkennen, wo die großen, kostenverursachenden Stellen in den Handelsketten zwischen Produktion und Einzelhändler liegen, dann können wir abschätzen, ob ein Austritt von Großbritannien aus der EU wirklich zu steigenden Preisen führen würde. Das beste Beispiel sind die beiden Weltmarktführer Diageo und Pernod Ricard. Ihnen gehört die gesamte Wertschöpfungskette inkl. Brennereien und Distributionen (Großhandel) in den wichtigen Zielmärkten. D.h. der absolute, größte Anteil der Kosten eines Whiskys fällt innerhalb der Großkonzerne an, denen mehr als 80% aller schottischen Whiskybrennereien gehören und damit rund 90% der schottischen Whiskyproduktion bestreiten.

Der Einblick in die Kostenstrukturen der großen Konzerne ist über die Veröffentlichung der Bilanzen begrenzt möglich. Im Großen und Ganzen wird das meiste Geld direkt und indirekt für die Angestellten und Subunternehmen ausgegeben. Also am Ende für Gehälter samt Boni, Büros, Geschäftsreisen und sonstige auf Mitarbeiter und Dienstleister bezogene Kosten. Diese Mitarbeiter haben nur eine einzige Aufgabe. Den hergestellten Whiskys zu maximalen Preisen im Markt zu verkaufen. Das versuchen natürlich alle und so versickert ein Haufen Geld im Kampf gegeneinander. Das ist das Los der Marktwirtschaft. Nicht verschweigen wollen wir an dieser Stelle, dass die großen Konzerne in der Alkoholindustrie nicht unerhebliche Gewinne einfahren und gleichzeitig Milliarden an Fremdkapital zu finanzieren haben.

Während Diageo (Johnnie Walker, Lagavulin, Talisker, ...) mit Sitz in London als Bilanzwährung das Pfund verwendet, hat Pernod Ricard (Chivas Regal, Aberlour, ...) seinen Sitz in Paris und rechnet damit in Euro. Und schon haben wir einen wesentlichen Einflussfaktor auf den Whiskypreis gefunden. Es sind die unterschiedlichen Währungsräume, deren veränderliche Umrechnungskurse zu Unsicherheiten im Markt führen. Das war auch die größte Angst beim schottischen Referendum. Würde Schottland das Pfund und damit berechenbare Wechselkurse behalten? Oder würde eine unabhängige schottische Währung eine weitere Unsicherheit in den Markt bringen? An dieser Stelle sprach sich auch der Vorstand der SWA gegen die schottische Unabhängigkeit aus. Lieber mit dem britischen Pfund rechnen, als in eine unabhängige aber unbestimmte Zukunft blicken.

Doch warum steigt seit geraumer Zeit das Pfund gegenüber dem Euro? Das Pfund hatte seine große Krise 2008/2009, bei der es beinahe die Parität zum Euro erreichte. Der Euro eilt seitdem von Krise zu Krise. Denn kaum ist eine Rettung vorrüber, wird schon die nächste angekündigt. Gegenüber dem Tiefststand ist das Pfund wieder um 30% teurer geworden. Damit geht eine deutliche Preissteigerung beim Whisky einher. Wir können zusammenfassen, dass die Whiskypreise neben der Verknappung der alten Jahrgänge, von den politischen und währungspolitischen Entscheidungen in London und Brüssel abhängen.

Damit ähnelt unser Whisky-Auftragsboom im September 2014 allen anderen Fluchtbewegungen. Raus aus dem strauchelnden Euro und hin in die Sachwerte. Was kann man sich Besseres und Haltbareres vorstellen, als eine ordentliche Whiskysammlung im eigenen Keller? Damit schlägt man mehrere Fliegen mit einer Klappe. Man hat nicht nur sein Geld gerettet, für das man aktuell keine Zinsen bekommt. Man hat auch aus den immer knapperen, älteren Jahrgängen ein ordentliches Kontingent für sich selbst gerettet. So bleibt einem in Zukunft immer die Wahl, ob man den Whisky im Laufe der Zeit als 'billig eingekauft' genießt oder später an Sammler mit Wertsteigerung versucht wieder zu verkaufen.

Doch wenn unsere Währung tatsächlich auf Grund von Staats- und Bankschulden so verkommt, wie manche Auguren es uns heute voraussagen, dann wird es für ein paar Jahre schwer mit Luxus und Handel werden. Da ist es allemal gut, wenn man ein paar Flaschen für stille Stunden und zum Tausch gegen andere Luxusgüter im Keller stehen hat. Es sieht so aus, als ob man mit dem Invest in Whisky derzeit nicht so viel verkehrt machen kann.

Jetzt werden sich manche Leser denken, sie müssten nur The Whisky Store anrufen und uns nach den geeigneten Sammelflaschen fragen. Doch das funktioniert so leider nicht. Das, was wir ihnen empfehlen würden, das würden wir natürlich auch allen anderen Anrufern empfehlen. Diese würden dann genau die gleichen Flaschen sammeln, was einer späteren Preissteigerung durch Seltenheit deutlich entgegenstünde.

Es gibt jedoch einige grundlegende Gedankengänge zum Sammeln, die wir auf den folgenden Webseiten für sie zum Weiterlesen zusammengestellt haben.