Wie lagert man Whiskyflaschen?

Überraschungen für Neulinge

In letzter Zeit mehrten sich Kundenanfragen, wie man denn Whiskyflaschen lagern sollte. Über diese Dinge habe ich schon viel geschrieben (siehe gratis Whisky-Buch) und auch ein Video gedreht.

Heute möchte ich über die direkte Lagerung des Whiskys zum täglichen Gebrauch sprechen. Wenn Sie sich dagegen Sorgen machen, wie Sie Ihren Whisky über die kommenden Jahrzehnte bringen, so verweise ich gerne auf die obigen Links.

Was unterscheidet Whisky von einer Flasche Wein? Warum soll man Whisky anders lagern als Wein?

Der Hauptunterschied zwischen Whisky und Wein ist die Haltbarkeit des Inhalts. Womit wir schon beim Thema wären. Wein hält sich in der Flasche zwischen wenigen Jahren und mehreren Jahrzehnten. Der Unterschied in der Lagerdauer hängt vom speziellen Wein und dessen Ausbau bzw. Verarbeitung ab. In der geschlossenen Flasche finden beim Wein noch eine Menge chemische Reaktionen und physikalische Prozesse statt. So kristallisiert z.B. die Säure zu Weinstein (Kristalle am Boden), Trub setzt sich ab (Sediment) und im Wein oxidieren ganz langsam Aromenstoffe vor sich hin.

Gefördert wird diese Flaschenreifung durch den Korken, der einen Luftaustausch zwischen Umgebungsluft und dem geringen Luftvolumen unterhalb des Korkens ermöglicht. Auch wenn eine Kapsel über dem Korken angebracht ist, wirklich dicht ist ein Korkverschluss nie.

Beim Whisky finden im Prinzip die gleichen Alterungsvorgänge statt. Auch im Whisky befinden sich gelöste Stoffe, die sich verklumpen und absetzen können. So bilden sich in lange gelagerten Whiskys oft weißliche und rötliche Sedimente aus. Whisky wird bevor er in die Flasche kommt grundsätzlich grob gefiltert und oftmals sogar kühlgefiltert. D.h. Der Whisky wird auf 0 bis 4 Grad abgekühlt und dann sehr fein gefiltert. Bei der Abkühlung klumpen sich mikroskopisch kleine Teilchen aneinander und werden als milchiger Beschlag sichtbar, der dann gefiltert und aus dem Whisky entfernt wird. Whiskys die weniger oder gar nicht kühlgefiltert sind, bergen besonders das Potenzial, diese weißen und rötlichen Niederschläge auszubilden. Dies ist eher ein Qualitätsmerkmal, denn ein Makel, weil naturbelassener Whisky bei den Genießern einen besseren Leumund aufweist.

Zusätzlich finden sich in Whiskys oftmals grau-schwarze Sedimente, die von der Holzkohle auf der Innenseite der ausgebrannten Fässer stammen.

Auch Whisky kann oxidieren! Zwar wurde der Whisky bei der Destillation bereits hoch erhitzt, doch besonders die leichten Aromen zu Beginn der Destillation steigen schnell aus dem kochenden Wash bzw. Intermediate Spirit auf und werden nicht so lange erhitzt, dass eine vollständige Oxidation stattfinden konnte. Diese Substanz neigt während der heimischen Lagerung des Whiskys zur Nachoxidation.

Befördert wird diese Nachoxidation durch den leichteren Austausch der Umgebungsluft mit dem Inneren der Flasche über den Gebrauchskorken einer Whiskyflasche. Da eine Whiskyflasche im Gegensatz zu einer Weinflasche viele Mal geöffnet wird, darf der Gebrauchskorken nicht so streng und dicht wie ein Weinkorken sitzen. In der Regel ist der Whiskykorken zudem noch deutlich kürzer als ein Weinkorken. Entsprechend einfacher ist die Whiskyflasche zu öffnen. Den richtigen Kompromiss zwischen Dichtigkeit und Leichtigkeit zur Öffnung zu finden ist schwer. Wie man eine Whiskyflasche richtig öffnet, habe ich deshalb in einem Video beschrieben.

Da ein Whiskykorken deutlich leichter sitzt als ein Weinkorken, sollte man eine Whiskyflasche nie legen. Weder ungeöffnet noch angebrochen. Zu oft haben wir schon von liegenden, tropfenden Flaschen gehört. Auch wenn ich bisher keine offiziellen Aussagen darüber gehört habe, so drängt sich zusätzlich der Gedanke auf, dass der starke Alkohol in einem Whisky den Korken bei einer liegenden Flasche stärker angreift als Wein und es so zu einem Langzeitversagen durch Zersetzung des Korkens kommen kann.

Wo soll man nun ungeöffnete Whiskyflaschen lagern? Zunächst einmal vor UV-Licht geschützt. Denn die Farbpigmente beginnen sich unter UV-Licht zu zersetzen und der Whisky wird fahl. Es wurde in diesem Zusammenhang auch schon von Geschmacksbeeinträchtigungen berichtet. Das erscheint logisch, da die Farbteilchen aus dem Fass und den Weintrauben etwaiger Sherry-/Port- oder Weinfässer stammen.

Um die Oxidation zu verringern, sollte man erstens die Flasche an einem Ort mit konstanter Temperatur aufbewahren. Da Whisky sich mit wechselnden Temperaturen stark ausdehnt und wieder zusammenzieht, beginnt das kleine Luftvolumen in der Flasche zu atmen. D.h. sich mit der Außenluft auszutauschen. Das befördert frischen Sauerstoff in die Flasche und die Oxidation kann weiter fortschreiten. Als zweites muss man berücksichtigen, dass chemische Reaktionen bei höheren Temperaturen in der Regel schneller ablaufen. Eine absolut niedrige Temperatur ist deshalb angesagt. Legen Sie die Flaschen aber nicht in den Kühl- oder Tiefkühlschrank, da sich bei Temperaturen unter etwa 5 bis 7 Grad diese oben beschriebenen Niederschläge ausbilden können.

Ein dunkler Kellerraum oder Abstellraum, in dem selten oder nie gelüftet wird, ist der ideale Ort für die Lagerung ungeöffneter Whiskyflaschen.

Sind die Flaschen einmal geöffnet, sollte man sie aus Bequemlichkeit im eigenen Barfach aufbewahren. Hier hilft ein geschlossenes Barfach, um das UV-Licht abzuhalten und die Temperaturunterschiede beim energetisch sinnvollen Stoßlüften nicht bis zur Flasche vordringen zu lassen. Auch die Aufbewahrung in der mitgelieferten Tube hilft in jedem Fall.

Hält eine Whiskyflasche bei Ihnen nicht länger als sechs Monate, dann brauchen Sie sich in dieser Hinsicht überhaupt keine Gedanken zu machen. Zu langsam sind die oben beschriebenen Vorgänge, als dass sie dem Whisky in dieser kurzen Zeitspanne gefährlich werden könnten. Besonders gefährdet sind Flaschen, bei denen sich der Füllstand gravierend reduziert hat und Sie mit Argusaugen über den verbliebenen Rest wachen, weil Sie bei der endgültigen Leerung des Rests dieser Flasche nachtrauern werden. In diesen Fällen ist besonders viel Luft mit aktivem Sauerstoff in der Flasche und die Oxidationsvorgänge haben ausreichend Zeit, um ihr Werk zu vollenden. Ein guter Ratschlag ist deshalb, Flaschen, deren Füllstand sich auf unter 25% reduziert hat, zügig zu leeren, um dieser stärkeren Oxidation vorzubeugen. Manch einer füllt den Rest in eine kleinere Probeflasche, in der weniger Platz für die Luft ist. Wir hatten auch schon Glasmurmeln im Angebot, die man in die Flaschen füllen kann, um so den Füllstand zu erhöhen und die Luft zu reduzieren.

Am Ende ist es eine Frage der Philosophie. Wollen Sie möglichst viele Whiskys mit einer breiten Aromenpalette zu Hause offen haben oder wollen Sie den Geschmäckern einzelner Whiskys in einem kürzeren Zeitraum sprichwörtlich 'auf den Grund' gehen. Die Anzahl an geöffneten Flaschen sollte Ihren Konsumgewohnheiten entsprechen. Und wenn sich dann doch mal zu viele Flaschenreste angesammelt haben, dann laden Sie doch einfach ein paar Freunde ein und veranstalten Sie eine Resteverkostung.